Judo-Werte

Judo – auch eine Frage der Wertevermittlung

Beim Judosport steht mehr als nur der Zweikampf im Vordergrund. Unser Sport fordert eine gewisse Lebenseinstellung und beeinflusst und fördert somit diverse Charakterzüge. Jeder Sportler, der diesen Sport intensiv und ernsthaft betreibt, verschreibt sich diesem Kodex.

Ein Judoka bringt immer seinen Respekt dem anderen gegenüber zum Ausdruck. Es beginnt bereits mit einer Verbeugung, wenn der Sportler das Dojo betritt. Zu Beginn und zum Ende eines jeden Trainings verbeugen sich Schüler und Trainer zueinander, um sich den nötigen Respekt entgegen zu bringen. Die Schüler sitzen ihrem Trainer gegenüber in einer Reihe im Seiza, dem Meditationssitz. Die Reihenfolge ist streng festgelegt. Der Höchstgraduierteste sitzt als Erster in der Reihe, der Sportler mit der niedrigsten Graduierung am Ende. In dieser Position verharren die Judoka eine Weile, kommen zur Ruhe und denken über das bevorstehende oder auch vergangene Training nach. Auch während des Trainings werden die Trainingspartner ganz ohne Worte durch eine Verbeugung zum Üben aufgefordert. Bei einem Wettkampf verbeugen sich beide Kontrahenten ebenfalls bei Beginn und zum Ende zueinander und zum Kampfrichter.

Gegen einen Schwächeren gewinnen kann jeder. „Der Beste Einsatz von Körper und Geist“, nannte der Begründer des Judo, Jigoro Kano, sein erstes Prinzip. Siegen durch Nachgeben heißt eines der Erfolgsrezepte. Mit der richtigen Taktik eine Aktion des Gegners gekonnt ausnutzen, um so den Wettstreit für sich selbst zu entscheiden. Eine starke Physis ist wichtig. Wirklich erfolgreich kann man jedoch nur mit den entsprechenden geistigen Fähigkeiten sein. Sich gegenseitig zu helfen, sodass beide einen Fortschritt verzeichnen können und es dabei beiden gut geht bzw. beide Spaß haben, beschreibt das zweite Judo-Prinzip Kanos. Ein Trainingsfortschritt ist nur durch ein miteinander und nicht gegeneinander möglich.
Das generelle Verhalten im Dojo unterliegt Regeln, an die sich alle Judoka halten. Nur so wird das Training allen Spaß machen und die gesetzten Ziele erreicht. Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit und Aufmerksamkeit während des Trainings gehören genauso zu dazu, wie mit jedem zu trainieren, der einen dazu auffordert. Auch die Fähigkeit Kritik seines Trainers oder Trainingspartners anzunehmen und in diesen Punkten an sich zu arbeiten ist wichtig.

Diese Punkte zusammengefasst beschreiben die sogenannten Judowerte und sind ein umfassendes Erziehungs- und Wertesystem. Es sind Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit, Respekt, Bescheidenheit, Wertschätzung, Mut, Selbstbeherrschung und Freundschaft, die einen guten Judoka ausmachen. Eigenschaften, die auch im Alltag (von einem echten Judoka aus) gelebt werden sollten.

In Japan wird der Judosport in Schulen nicht nur zur körperlichen Ertüchtigung als Unterrichtsfach gelehrt, sondern besonders, um den Kindern und Jugendlichen diese Werte zu vermitteln und sie zu erziehen.